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In den Spuren alter Adels-Tradition: „Herrin vom Schlosspark“ auf Kaninchen-Jagd

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Falknerin
Andrea Badouin
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Brieselangerin mit Vogel

Stand: Juli 2021

Eine Brieselangerin ist in ganz Deutschland gefragt, weil sie einen Vogel hat!

Andrea Badouin sorgt mit ihrer „Thora“ am Nordseestrand von Norderney ebenso für Aufsehen wie in Magdeburg, der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt. Sie ist „privilegiert“, mit ihrer Habicht-Dame im Park vom Schloss Charlottenburg in Berlin auf Kaninchenjagd zu gehen.

Zeichen setzen
Andrea Badouin ist eine der ganz wenigen Falknerinnen in Deutschland, die mit einem Habicht auf die Jagd geht. Dabei ist dieses Metier an sich schon sehr exklusiv und galt viele Jahrhunderte als dem Hochadel vorbehalten.
Doch die Brieselangerin seit 2011 liebt es, Zeichen zu setzen. Dazu hat sie ausgerechnet der bodenständige kleine Selbstversorgerbetrieb von Opa Ernst Grund sowie der Landwirtschaftsbetrieb von Opa Adam Badouin animiert. „Es war selbstverständlich, dass hier jeder mithilft. Wir hatten Milchkühe, ein paar Schweine und viele, viele Hühner, Enten und Gänse. Dazu gab es einen Gemüsegarten. Das bedeutete Stallmisten, Unkraut jäten, ernten“, blickt sie auf ihre „glückliche Kindheit“ zurück. Vater Karlheinz Badouin lebte mit seiner Ehefrau und den Kindern ebenfalls auf dem Anwesen. Er war Taubenfreund.

Fit im Männerberuf
Das Fast-Bauernmädchen aus dem hessischen Dorf hatte dabei wohl derart viel Selbstbewusstsein entwickelt, dass sie darauf bestand, entgegen aller Widerstände in einem Männerberuf Fuß zu fassen.
„Ich wollte meine Erfahrung von zuhause beruflich als Garten- und Landschaftsbauer umsetzen. Im Lehrbetrieb machten sich die Jungs einen Spaß daraus, mir den Schubkarren besonders voll zu packen. Doch die täuschten sich: Wer auf dem Bauernhof geschuftet hat, schafft das mit Leichtigkeit“, schmunzelt sie noch heute.

Glöckchen und Bellen
Strebsam wie sie war, wollte sie unbedingt ihren „Techniker“ machen. Das brachte sie 1988 ins Vorwendeberlin. „Ich landete in einer kleinen Wohnung im Wedding. Schließlich fand ich in Brieselang ein Haus“, berichtet sie.
Ihr Einsatzgebiet wurde bald der Britzer Garten, der für die BUGA 1985 auf 90 Hektar eingerichtet wurde. Er sollte ein Vorzeigeobjekt der Gartenkunst werden. Sensationen waren eine Sonnenuhr mit 99 Meter Durchmesser, die alte Mühle mit 20 Meter Höhe sowie der Hexengarten und die Parkbahn.
„Ich hörte ein Glöckchen und Hundegebell. Das wunderte mich sehr, denn Hunde waren hier verboten. Das Herrchen stellte sich als Gerhard Kruppka vor. Er war Begehungsscheininhaber und durfte hier jagen. Das tat er per Vogel.“

Herrin im Schlosspark
Die abenteuerlustige Naturliebhaberin war sofort begeistert. Mittlerweile ist sie „Herrin“ über den Schlosspark Charlottenburg, den sie mit über einem Dutzend Mitarbeitern betreut. Hier fühlt sich Habicht „Thora“ besonders wohl. „Sie hat noch gute Erinnerung an ihre erste Beute, die sie hier erlegte. Das war unter der Robinie vom Trümmerberg. Seither kehrt sie immer wieder an diesen Platz zurück, insbesondere wenn sie sich unsicher fühlt“, ist Andrea Badouin sichtlich stolz auf ihren Schützling.
„Sie kam im Mai 2012 auf die Welt. Ich habe sie im August bekommen, fast schon etwas spät. Die ersten Schritte bis sich der Vogel an mich gewöhnt hatte und zu mir herkam, waren etwas schwer. Umso schneller ging es dann mit der Beiz. Ich ging mit ihr viel spazieren. Viele Brieselanger waren davon sehr begeistert. Auf dem Netto-Parkplatz verursachten wir sogar einen kleinen Volksauflauf“, gibt sie Einblick.

Starke Frauen
„Der Vogel kann mich selbst dann unterscheiden, wenn andere Personen neben mir stehen, die ähnlich aussehen. Er fliegt sogar mit dem Auto mit. Das haben wir erlebt, als ich dachte, ich hätte ihn verloren. Doch dann merkte ich, dass er hoch über den Baumwipfeln meinem Auto folgte“, verblüfft sie. Meist ist sie mit Freundin Katja Haumann unterwegs, oft bundesweit, wenn sie zu Beizjagden eingeladen werden.
Der Jagderfolg zuhause hält sich allerdings eher in Grenzen: „Ich schätze so etwa sechs Kaninchen im Jahr. Opfer werden ja nur schwache Tiere, die anderen sind meist zu schnell. Letztes Jahr gab es gar keinen Jagderfolg, weil die Leute die Wälder und Wiesen stürmten, um Freiheit und Natur zu genießen.“
Übrigens ist es bei den Jagdvögeln genau umgekehrt wie bei den meisten Menschen: „Hier haben die männlichen Tiere, die Terzel, weit weniger Kraft als das ‚schwache Geschlecht‘, wie man es bei uns nennt“, schmunzelt Ausnahme-Frau Andrea Badouin, die bewiesen hat, dass sie es durchaus mit Männern aufnehmen kann.

Erstellt: 2021